MIGRA (D)
Nachteile aufgrund von MIGRAtionshintergrund  ausgleichen

Worüber Sie in diesem Artikel lesen:

Fuß fassen auf dem ersten Arbeitsmarkt ermöglicht Integration

Zielgruppe und Teilnehmerkreis des Projekts MIGRA sind chancenarme Jugendliche mit MIGRAtionshintergrund, die in unserem Bildungssystem nach wie vor benachteiligt sind. Sie haben eine Förderschule besucht oder die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen und nehmen an einer der beruflichen Bildungsmaßnahmen teil, die das Anna Haag Mehrgenerationenhaus (AHM) in Stuttgart Bad Cannstatt anbietet.

Aufgrund ihrer jeweils ganz individuellen Probleme und Defizite fällt es ihnen schwer, ihre eigenen Stärken zu sehen und persönliche Perspektiven zu entwickeln. Für berufsfachliche Themen noch nicht ausreichende Deutschkenntnisse sind dabei oft problematisch; kulturelle Gegebenheiten und familiäre Zwänge wirken dazu besonders für Mädchen als Hemmnisse. Bei mittlerweile mehr als 50% der TeilnehmerInnen an berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen und Ausbildungsgängen der Bildungsstätte des AHM ist dies der Fall.

Sprachdefizite aufholen und interkulturelle Kompetenzen erweitern

Durch MIGRA werden die Jugendlichen und ihre Eltern individuell begleitet, u.a. durch eine pädagogische Fachkraft mit entsprechendem kulturellen Hintergrund. Dabei setzt das Projekt an der speziellen Situation der einzelnen Jugendlichen an: Sprachdefizite werden gezielt aufgeholt, persönliche Stärken erarbeitet und gemeinsam realistische Ausbildungs- und Berufsperspektiven entwickelt.

Ihre Mehrsprachigkeit, ihr Verständnis für mehrere Kulturen, ihre Sensibilität und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche kulturelle Gegebenheiten etc. können zum beruflichen Vorteil – Migration als Pluspunkt – entwickelt werden. Im Projekt wird dies gezielt trainiert: Die Jugendlichen lernen, ihre migrationsbedingten Stärken zu erkennen und im Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern herauszustellen.

Hier kann das Netzwerk des AHM dazu genutzt werden, Arbeitgeber für die interkulturellen Kompetenzen und Einsatzmöglichkeiten dieser Jugendlichen zu sensibilisieren und so den Weg in einen Arbeitsplatz und damit auch in die nachhaltige gesellschaftliche Integration zu eröffnen.

Bewährte Förderkooperationen

Mit dem Projekt MIGRA fördert die Louis Leitz Stiftung bereits zum vierten Mal ein Projekt des AHM. Über die gesamte Förderdauer von 3 Jahren sollen mit dem Projekt mehr als 130 Jugendliche erreicht werden. Die Finanzierung der eingesetzten beiden pädagogischen Fachkräfte (zwei 50% Stellen) wird gesichert in bewährter Kooperation mit der Lechler Stiftung, wie es auch in zwei vorangegangenen Projekten mit dem AHM der Fall war, sowie mit der Unterstützung der Vector Stiftung. Durch eine zusätzliche Spende der LBBW-Stiftung, die von der Vector Stiftung noch ergänzt wurde, wird außerdem ein Zusatzmodul realisiert: Durch digitales Lernen kann die Sprach- und Lernförderung im Rahmen von MIGRA noch individueller auf den Stand und den Bedarf des einzelnen Teilnehmers zugeschnitten werden. Zudem verbinden die Jugendlichen mit  Smartphones und Tablets überwiegend Positives während Bücher aufgrund der bisherigen Bildungslaufbahn oft negativ besetzt sind. Tablets, Technik und Software für die Förderung in Gruppen und Einzeln können nun angeschafft und die Pädagogen in digitaler Lernsoftware geschult werden.

Warum fördert die LL-Stiftung das Projekt MIGRA?

Wir sehen die Integration von Menschen in den Arbeitsprozess durch Erziehung, Bildung und Berufsausbildung als Voraussetzung für die individuelle Existenzsicherung und zugleich als vorrangige gesellschaftliche Aufgabe. Das Projekt MIGRA setzt genau an diesem Punkt an. Es zielt darauf ab, jungen Menschen ohne Hauptschulabschluss mehr Chancen und Perspektiven am Arbeitsmarkt zu eröffnen. Dazu ermöglicht das Projekt nicht nur eine individuelle Förderung chancenarmer Jugendlicher, sondern bewirkt auch die Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund. Somit werden mehrere, heute besonders brennende gesellschaftliche Probleme durch das Projekt adressiert.

Christoph Glatzel 
Projektpate MIGRA

Weitere Informationen unter www.annahaaghaus.de