Worüber Sie in diesem Artikel lesen:
- Verbesserung der Lebensgrundlagen für die verarmte Landbevölkerung in Uganda
- Gummi Arabicum – das Harz der Akazie
- Projektidee und Machbarkeitsstudie im Vorfeld des Projektstarts
- Projektumsetzung mit lokalen Partnern in Karamoja
- Ausbildung der ländlichen Bevölkerung
- Die Stuttgarter Projektpartner
- Warum KARAMOJA?
Verbesserung der Lebensgrundlagen für die verarmte Landbevölkerung in Uganda
Karamoja liegt im Nordosten von Uganda, eine halbtrockene Savannenlandschaft im Grenzgebiet zu Kenia und Südsudan, und ist eine der am schwächsten entwickelten Regionen des Landes. Von den ca. 1,3 Mio. Einwohnern ist die Hälfte unter 18 Jahre alt.
80% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze – eine hohe Kindersterblichkeit, Mangelernährung und Analphabetismus prägen die Region.
Aufgrund der klimatischen Bedingungen und der fortgeschrittenen Bodenerosion ist Agrarwirtschaft hier nur eingeschränkt möglich. Viehhaltung ist die dominierende, aber unsichere Einkommensquelle der halbnomadischen Bevölkerung, die durch verbreitet vorkommende Viehdiebstähle zusätzlich gefährdet wird. Die Landesregierung hat in den letzten zehn Jahren einige Infrastrukturprogramme wie z.B. im Bereich Straßenbau und Wasserversorgung umgesetzt, aber der Bevölkerung fehlen nach wie vor das Know-how und praktische Fähigkeiten, sich alternative und bessere Lebensgrundlagen aufzubauen.
Gummi Arabicum – das Harz der Akazie
Gummi Arabicum ist das Harz des in der Sahelzone und den angrenzenden Regionen natürlich vorkommenden Akazienbaums. Dieser wird seit Jahrhunderten auch kultiviert, wobei in neuerer Zeit durch das Einritzen der Baumrinde, das den natürlichen Harzaustritt fördert, der Ertrag bei der Ernte (Oktober bis März) gesteigert wird. Gummi Arabicum ist mittlerweile ein weltweit zunehmend nachgefragter Rohstoff, der voll wasserlöslich ist und u.a. in der Lebensmittel-, Pharma-, Kosmetikund Druckindustrie (als Bindemittel, Stabilisator, Klebstoff, etc.) benötigt wird.
Für gute Qualitäten werden hohe Preise erzielt; die beste Qualität liefert Acacia senegal, gute auch Acacia seyal. Beide Arten kommen in Karamoja verbreitet vor, wenn auch ihre Bestände aufgrund der Nutzung als Feuerholz rückläufig sind. Seltsamerweise wird der Eigenbedarf Ugandas überwiegend durch Importe aus dem Ausland gedeckt.
Projektidee und Machbarkeitsstudie im Vorfeld des Projektstarts
Die lokale Nichtregierungsorganisation Karamoja Private Sector Development Center (KPSDC) hatte im Jahr 2012 der Stuttgarter Entwicklungs- und Beratungsorganisation Fairventures Worldwide (die damals noch als Swisscontact Germany firmierte) eine konkrete Projektidee vorgeschlagen. KPSDC möchte mit einem gemeinsamen Projekt die sozio-
ökonomische Situation der kleinbäuerlichen Bevölkerung in Karamoja verbessern, was über die Weiterentwicklung der Wertschöpfungsketten von Gummi Arabicum und Aloe erreicht werden soll. Die Idee des Ansatzes ist, die Zielgruppen des Projektes über eine entsprechende Ausbildung aktiv einzubeziehen und ihnen damit langfristig ein verlässlicheres Einkommen und somit bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen.
Fairventures Worldwide beauftragte Ende 2012 die von der Louis Leitz Stiftung finanzierte Machbarkeitsstudie “Dryland commodities and livelihoods in Karamoja“, die im Detail die Wertschöpfungsketten für Gummi Arabicum und Aloe untersuchte. Analysiert wurden z.B. aktuelle Nutzungen und verfügbare Qualitäten beider Pflanzen/Produkte, ihr wirtschaft-
liches Potential auf lokaler/internationaler Ebene und die für eine Projektumsetzung relevanten Akteure innerhalb beider Wertschöpfungsketten. Die Anforderungen an ein Projekt in diesem Sektor, sowie mögliche Synergien mit bestehenden Projekten in der Region wurden aufgezeigt (zur feasibility study „Karamoja“ siehe fairventures.org).
Projektumsetzung mit lokalen Partnern in Karamoja
Im Herbst 2013 konnte das Projekt starten, nachdem Fairventures Worldwide die gemeinsamen Projektaktivitäten mit der lokalen Partnerorganisation Karamoja Private Sector Development Center (KPSDC) ausgearbeitet hatte. Es konzentriert sich ausschließlich auf die Wertschöpfungskette Gummi Arabicum und wird von KPSDC in zwei Distrikten Karamojas (Napak und Moroto) durchgeführt.
Neben KPSDC ist die in den sieben Distrikten Karamojas vertretene lokale Kooperative Uganda Gum Arabic Cooperative Society (UGACS) in das Projekt eingebunden. Als wichtige Lager- und Vermarktungseinrichtung für Gummi Arabicum erfährt sie Unterstützung und Beratung bei den anstehenden Aufgaben. Sie kauft den Bauern bzw. ihren Mitgliedern das gesammelte Produkt ab, um es nach sachgerechter Sortierung und Lagerung später nach Möglichkeit weitervermarkten zu können. Langfristig sollen die von der Kooperative erzielten Gewinne auch in Gesundheits- und Bildungsmaßnahmen für die Bevölkerung zurückfließen.
Ausbildung der ländlichen Bevölkerung
Um die ländliche Bevölkerung in Karamoja, insbesondere auch junge Frauen, in der fachgerechten und nachhaltigen Ernte von Gummi Arabicum zu schulen, werden von KPSDC mehrere Gemeindetrainings durchgeführt. Die Mitglieder und Beschäftigten der UGACS-Sammelzentren werden in Nachernte-Verfahren ausgebildet und bei der richtigen Lagerung, Sortierung und Verpackung der Ernte unterstützt. Damit sollen die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Vermarktung geschaffen und weitere Märkte, auch unter dem Gesichtspunkt fairer Handelsbeziehungen, erschlossen werden. Die Weiterverbreitung der Kenntnisse über Anbau, Ernte und Vermarktung von Gummi Arabicum erfolgt zudem über die Ausbildung von Trainern durch ein „Training of Trainers“. Über die Ausbildungs-
maßnahmen werden Einkommensmöglichkeiten geschaffen, die die Lebensgrundlagen der einheimischen Bevölkerung verbessern können.
Die Förderung von Anbau und Nutzung der Akazienbäume kann neben dem positiven Einfluss auf das kleinbäuerliche Einkommen in Karamoja auch der fortschreitenden Bodenerosion durch Festigung der Bodenstruktur entgegenwirken. Um langfristig den Bestand an Akazienbäumen zu vermehren, werden von KPSDC aus geeignetem Akaziensaatgut Setzlinge herangezogen, die später verkauft und/oder von den Projektbeteiligten selbst ausgepflanzt werden können.
Die Stuttgarter Projektpartner
Fairventures Worldwide gGmbH (FVW) ging Anfang 2013 aus der ehemaligen Swisscontact Germany gGmbH hervor, die der LLstiftung u.a. durch eine andere Projektzusammenarbeit bestens bekannt ist (Förderprojekt „ANAS Ausbildungszentrum“ für Wasserinstallateure in Burkina Faso). FVW hat sich dem „Generationengerechten Wirtschaften“ verschrieben und in Karamoja von 2009 bis 2012 – noch als Swisscontact Germany – auch ein Aus- und Weiterbildungsprojekt für Jugendliche umgesetzt („SEAL Karamoja“).
Die Stiftung Stay (ehemals Südwerk Stiftung) ist eine ebenfalls in der internationalen Entwicklungsarbeit tätige Stuttgarter Organisation, die 2007 als Gemeinschaftsstiftung gegründet wurde. Stay ist neben der LLstiftung nicht nur ein weiterer Förderer des Projektes, sondern hat dieses zusammen mit FVW ausgearbeitet und dabei auch eigene Arbeitsansätze für die Projektumsetzung eingebracht.
Warum KARAMOJA ?
„Durch die Zusammenarbeit mit den im Entwicklungssektor sehr viel erfahreneren Stuttgarter Organisationen bietet sich für uns die Möglichkeit, auch in einem wenig entwickelten Land wie Uganda Projektaktivitäten umzusetzen.
Und auch die Idee hinter diesem Projektkonzept überzeugt mich: In enger Zusammenarbeit mit ortsansässigen Organisationen soll vor allem über die Ausbildung der lokalen Landbevölkerung ein nachhaltiges und eigenverantwortliches Ressourcenmanagement aufgebaut werden. In dieser „Hilfe zur Selbsthilfe“ liegt in meinen Augen der Schlüssel, in der von Armut und Konflikten geprägten Region die Tür zu einer dauerhaft stabilen Verbesserung der Lebensumstände der Bevölkerung zu öffnen“.
Ingrid Leitz
Projektpatin KARAMOJA
Weitere Projektinformationen unter fairventures.org und www.stay-stiftung.org