KOPEME (TG)

KOPEME Moringa

Worüber Sie in diesem Artikel lesen:


Togo: Wege aus extremer Armut und Mangelernährung

Mehr als die Hälfte aller Menschen in Togo lebt unterhalb der Armutsgrenze von 1,25 US$ am Tag; das kleine westafrikanische Land zählt nach dem Human Development Index der Vereinten Nationen zu den 25 ärmsten Ländern der Welt. Jedes zehnte Kind in Togo stirbt vor seinem 5. Geburtstag. 14,3% aller Kinder in Togo unter 5 Jahren sind unterernährt. Die Ernährungslage ist besonders kritisch in der ländlichen Gebieten der Küstenregion und im Norden des Landes; hier sind mehr als 10% der Bevölkerung, darunter 50.000 Kinder, akut unterernährt.

Die KOPEME Group, ein lokales Mikrofinanz Social Business, das aus einem 1999 gegrün- deten togoischen Verein hervorging, hat sich zum Ziel gesetzt, die Menschen zu befähigen, eigene Schritte zu unternehmen, um den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen und stabile Wirtschafts- und Lebensperspektiven zu entwickeln.

Kopeme heißt Dorf

Die KOPEME Group ist in ländlichen Armutsregionen Togos aktiv und arbeitet dort mit traditionellen Dorfgemeinschaften – daher ist auch der Name abgeleitet. Ihr Geschäftsführer Jérôme Fiayiwo, der die KOPEME Group 2005 zusammen mit der Ökonomin Heike Eggers gegründet hatte, hat eine Aus­bil­dung bei der Grameen Bank in Bangladesh absolviert, in der Prof. Mohammed Yunus das Prinzip der Mikrokred­ite entwick­elte. Die Kreditvergabe bei KOPEME erfolgt in Gruppen, damit die Kreditnehmer sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam Verantwortung für den Gesamtkredit übernehmen. Gleichzeitig kann so Aufklärungsarbeit organisiert und Bildung vermittelt werden. Durchschnittlich werden 100 EUR vergeben, die von den Kreditnehmern ausschließlich für die Verwirklichung ihrer Geschäftsidee genutzt werden. Sie produzieren damit Dienstleistungen und Waren für den lokalen Markt und verbessern damit die Versorgungslage in der Region.

Misson Investing in KOPEME Social Business

Zur Finanzierung der KOPEME Group in Togo wurde mit der African Social Business e.G. in Hamburg ein Investitionsvehikel geschaffen, das der LL-Stiftung 2013 ihr „Mission Investment“ ermöglichte. Überzeugend ist für uns der ganzheitliche Ansatz der Kopeme Social Business S.A.R.L., die nicht nur Mikrokredite gemäß dem Grameen-Ansatz vergibt, sondern damit auch Sparbeiträge, Versicherungen, Gesundheit, Hausbau, Solarenergie, Transport und Bildung verbindet mehr lesen (.pdf/2MB)….

Das Investment – ursprünglich finanziert über das Darlehen eines LL-Stifters – wurde für den Hausbau und die Erweiterung der Mikrokredit-Basis verwendet. Die Hälfte der Zinserträge aus diesem gemeinnützige Investment nutzt die LL-Stiftung zur Förderung spezieller Kopeme-Vorhaben:

Das Projekt: Trainingsseminare zu Moringa und anderen Naturheilpflanzen

Im Milleniumsdorf Gnivé führt die KOPEME Group regelmäßig Trainings und Seminare durch. Die LL-Stiftung fördert aus den Erträgen des Mission Investments die Schulung von jährlich 20 Vertretern der Mikrofinanzgruppen im Umgang mit Moringa oleifera (indischer Meerettichbaum), Artemisia annua (einjähriger Beifuß) und anderen Naturheilpflanzen. Die Teilnehmer wirken in ihren Heimatdörfern als Multiplikatoren; auf diese Rolle werden sie in den Trainings speziell vorbereitet und durch anschließende Dorfbesuche begleitet. Durch den Anbau, die Verarbeitung und Vermarktung der Naturheilpflanzen werden zum einen Einkommensmöglichkeiten für die KOPEME Mitglieder geschaffen, gleichzeitig wird durch die Bereitstellung dieser Produkte auf dem lokalen Markt die Verbesserung der Ernährungssituation in der gesamten Region angestrebt.

Warum Moringa oleifera und Artemisia annua?

Sowohl Moringa als auch Artemisia annua zeichnen sich durch ihre besonders hohe Nährstoffdichte aus. Sie sind in der Naturheilkunde schon seit sehr langer Zeit bekannt. Der Moringabaum kann fast vollständig genutzt werden. Neben der Blattverarbeitung zur Nahrungsergänzung sind auch andere Teile des Baumes essbar oder anderweitig nutzbar. Moringa und Artesimia annua sind in Togo heimisch und daher problemlos kultivierbar.

Moringa oleifera (indischer Meerettichbaum)
Moringa ist reich an Aminosäuren, Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen. Neben der Verwendung zur Nahrungsergänzung wird Moringa in vielen Ländern sogar für medizinische Zwecke genutzt: Ein 1997 gestartetes Gemeinschaftsprojekt der Organisation “Church World Service” (CWS) und der Entwicklungshilfeorganisation AGADA (Agir Autrement pour le Développement en Afrique) im Südwesten Senegals hat z.B. festgestellt, dass sich der allgemeine Gesundheitszustand von unterernährten Frauen (auch Schwangere und Stillende) und Kindern durch die tägliche Nahrungsergänzung mit Moringapulver deutlich verbesserte.

Darüber hinaus lässt sich mit den Samen des Moringabaumes verunreinigtes Wasser zu Trinkwasser aufbereiten, da die pulverisierten Samen Schwebstoffe und Bakterien binden können. Weiter Informationen zu Moringa finden Sie hier…

Artemisia annua (Einjähriger Beifuß)
Artemisia annua soll antibakteriell, blutstillend, fiebersenkend und fungizid wirken und wird bei einer Vielzahl von medizinischen Indikationen angewendet. In Afrika ist besonders der Einsatz gegen Malaria relevant: Das in der Pflanze gebildete, Anfang der 70er Jahre erstmals isolierte, Artemisinin wird in der traditionellen chinesischen Medizin schon lange erfolgreich als Mittel gegen Malaria eingesetzt. Auf dem aus einjährigem Beifuß extrahierten Artemether basiert die heutige von der WHO empfohlene Therapie gegen Malaria. Obwohl sogar eine wachstumshemmende Wirkung extrahierter Inhaltsstoffe auf verschiedene Tumorzellen nachgewiesen ist, liegen noch keine breitangelegten Studien zur Behandlung von Krebs vor.

Seminare für jeweils 20 zukünftige Multiplikatoren

Seit August 2015 haben 5 Trainingsseminare in Vogan (Milleniumdorf Gnivé) unter der Leitung von Pädagogen und Experten für Naturheilkunde aus Ghana und Togo stattgefunden.

Neben den theoretischen Grundlagen zur Naturheilkunde dreht sich alles um das Hauptthema: „Anbau, Ernte, Verarbeitung, Verpackung und Lagerung von Produkten aus der Verarbeitung von Moringa oleifera und Artemisia annua“. Um einen bestmöglichen Lerneffekt erzielen zu können, legen die Trainer neben der Theorie auch großen Wert auf das Sammeln praktischer Erfahrungen.

Im Verlauf des sechstägigen Trainings wurden die Teilnehmer in Techniken des Moringa-Anbaus (durch Setzlinge und Aussaat in Baumschulen) und der Pflege der Felder vor, während und nach der Ernte, eingewiesen. Weitere Module des Programms waren Inhaltsstoffe von Moringa oleifera, Weiterverarbeitung (Pulver, Fruchtgetränken, Seife, Salbe, Bio-Düngemittel), Anwendung als Nahrungsergänzungsmittel und zur therapeutischen Anwendung der Wurzeln, Stämme, Blätter, Blüten und Samen.

Projektergebnisse:

Die Schulung der KOPEME Mitglieder aus den Dorfgemeinschaften umfasste neben den Seminaren auch eine Monitoringphase zum Ende des jeweiligen Jahres. Dabei wurden die Teilnehmer praktisch unterstützt und begleitet, indem Dorfbesuche vor Ort durchgeführt wurden.

In dem auf fünf Jahre angelegten Projekt wurden mehr als 100 KOPEME-Mitgliedern Kenntnisse über den Anbau und die Verwendung der Naturheilpflanzen Moringa oleifera und Artemisia annua vermittelt, die diese als Multiplikatoren in ihrer lokalen Umgebung weitergeben konnten. Die Mehrheit der Seminarteilnehmer und ihrer Familien unterhält Moringa-Pflanzungen und konsumiert regelmäßig Moringa. Durch die Anwendung der Heilpflanzen wurde die gesundheitliche Situation in den Dorfgemeinschaften verbessert. Darüberhinaus ergaben sich auch Erwerbsmöglichkeiten für diejenigen Teilnehmer, die über den eigenen Bedarf hinaus die Heilpflanzen anbauen und verarbeiten und/oder Moringa-basierte Produkte herstellen (z.B. Seife, Saft, Cremes).

Warum förderte die LL-Stiftung das Projekt KOPEME?

„Wenn ich mir vorstelle, wie schwer es die Menschen haben, die in Togo leben und täglich mit extremer Armut, Krankheit und Hunger konfrontiert sind und gleichzeitig sehe, was wenige dieser Menschen in nur sechs Tagen in einem kleinen Dorf in Togo bewegen können, dann empfinde ich Hoffnung und Vertrauen. Ich hatte das Glück, den Friedensnobelpreisträger Prof. Muhammad Yunus auf einem Vortrag in Berlin erleben zu dürfen und kann mich an folgende Worte besonders gut erinnern: „Probleme sind die Grundlage von Lösungen. Mir macht es große Freude, Lösungen zu finden, daher freue ich mich, aus Bangladesh zu kommen, denn dort gibt es besonders viele Probleme.“ Bei den Beteiligten des Kopeme Social Business Projekts sehe ich genau diese positive Einstellung.“

Benjamin Neuenhagen
Projektpate KOPEME

Weitere Informationen unter www.justcapital.org/portfolio/african-social-business und www.kopeme.org/ sowie im Kurzvideo.

Stand: April 2020