ANNA for Future (D)
Coronabedingten Hemmnissen entgegenwirken

Worüber Sie in diesem Artikel lesen:

Nachwirkungen der COVID-Pandemie gefährden Zugang zum ersten Arbeitsmarkt 

Der Teilnehmerkreis des Projekts ANNA for Future sind chancenarme Jugendliche, die in unserem Bildungssystem nach wie vor benachteiligt sind. Sie haben eine Förderschule besucht oder die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen und nehmen an einer der beruflichen Bildungsmaßnahmen teil, die das Anna Haag Mehrgenerationenhaus (AHM) in Stuttgart Bad Cannstatt anbietet.

Aufgrund ihrer jeweils ganz individuellen Probleme und Defizite fällt es ihnen schwer, ihre eigenen Stärken zu sehen und persönliche Perspektiven zu entwickeln. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben bei vielen Jugendlichen negative Nachwirkungen erzeugt – bei der Zielgruppe der Bildungsstätte des AHM wird es besonders deutlich: Die Pandemie wirkte wie ein Verstärker, der die ohnehin vorhandene Benachteiligung potenziert hat. Das zeigt sich auch an der Abbruchquote, die seit der Pandemie deutlich höher liegt als davor.

Home Teaching hinterlässt schulische Lücken und Defizite in der Persönlichkeitsentwicklung

Erschwerter Zugang zum Home-Teaching aufgrund von beengten Wohnverhältnissen und mangelnder digitaler Ausstattung haben bei den Teilnehmenden der AHM-Bildungsangebote schulische Lücken hinterlassen. Auch die Angebote zur beruflichen Orientierung haben gefehlt. Zusätzlich führten der Mangel an Tagesstrukturen, sozialen Kontakten und fehlende Freizeitangebote bei den Jugendlichen zu starker psychischer Belastung. Insgesamt zeigt sich, dass durch die „Coronazeit“ deutliche Defizite in der persönlichen Entwicklung und beim Aufbau sozialer Kompetenzen entstanden sind, während Zukunftsängste zunehmen. Dadurch fällt es vielen von ihnen schwer, beruflichen Perspektiven zu sehen und zu verfolgen.

Ein ganzheitlicher Ansatz kombiniert sozialpädagische und psychologische Betreuung

ANNA for Future fördert die Jugendlichen in mehreren Dimensionen. Dazu gehören die Stabilisierung der Persönlichkeit durch psychosoziale Begleitung in individuellen und Gruppenangeboten, die Förderung der Sozialkompetenz durch geeignete Trainings (Selbstbehauptung, Konfliktlösung, Anti-Aggression) und ein verbesserter Zugang zu aktivierenden Freizeitaktivitäten. 

Vertiefte Maßnahmen zur Berufsorientierung und Trainings zur Verbesserung von Durchhaltevermögen, Tagesstruktur und Umgang mit Krisen sollen die Jugendlichen bei ihrer erfolgreichen Berufswegeplanung unterstützen. Schließlich sollen intensive Bewerbungstrainings, eine gezielte Unterstützung von Jugendlichen und Betrieben im Einstellungsverfahren und intensive Nachbetreuung dazu beitragen, dass die 150 Teilnehmenden des dreijährigen Projekts sich erfolgreich im ersten Arbeitsmarkt platzieren können. 

Warum fördert die LL-Stiftung das Projekt ANNA for Future?

Auch diese, fünfte Projektkooperation mit der Anna Haag Bildungsstätte zielt auf die Integration von Menschen durch berufliche Bildung als Voraussetzung für die individuelle Existenzsicherung und gesellschaftliche Teilhabe. Wieder fördern mehrere Stuttgarter Stiftungen gemeinsam ein Projekt, das wachsender Benachteiligung und damit auch gesellschaftlicher Spaltung entgegenwirkt. Dabei greift das AHM auf die Erfahrungen und Erkenntnisse der Vorgängerprojekte (zuletzt MIGRA) zurück, die darauf angelegt waren, in die Strukturen der Bildungsstätte überzugehen. Auch dieses Projekt beinhaltet die digitale Erfassung der Ergebnisse und Schulungen der Mitarbeitenden, die den Wissenstransfer im Team und damit institutionelle Nachhaltigkeit gewährleisten.

Christoph Glatzel 
Projektpate ANNA for Future

Weitere Informationen unter www.annahaaghaus.de