Worüber Sie in diesem Artikel lesen:
- Gender-basierte, sexualisierte Gewalt führt zu Stigmatisierung
- Erwerbsmöglichkeiten als Basis für gesellschaftliche Reintegration
- Nachhaltigkeit durch enge Zusammenarbeit auf lokaler Ebene
- Warum fördert die LL-Stiftung das Projekt BUDCNOST?
Gender-basierte, sexualisierte Gewalt führt zu Stigmatisierung
Fast die Hälfte aller Frauen über 15 Jahre gaben bei einer Umfrage des Instituts für Gender Mainstreaming in Bosnien an, Gewalterfahrungen gemacht zu haben. Wie im gesamten Westbalkan tragen tradierte, patriarchalische Rollenbilder dazu bei, dass sexualisierte Gewalt bis zu einem gewissen Grad als „normal“ in der Paarbeziehung akzeptiert wird. Die Frauen haben kaum Möglichkeiten, über ihre Erfahrungen zu sprechen und sich Hilfe zu holen.
Hohe Jugend- und Frauenarbeitslosigkeit (67,5% bzw. 37,5%) führt darüber hinaus dazu, dass die betroffenen Frauen oft in wirtschaftlicher Abhängigkeit von gewalttätigen Partnern oder Familienangehörigen bleiben. Die Opfer fühlen sich isoliert, stigmatisiert und vom sozio-kulturellen Leben ausgeschlossen. Aus der Gewaltspirale können die Frauen sich nur lösen, wenn sie die Möglichkeit erlangen, sich und ihre Kinder selbst finanziell zu unterhalten.
Erwerbsmöglichkeiten als Basis für gesellschaftliche Reintegration
Die Bürgerinnenvereinigung Buducnost („Zukunft“), setzt sich für die Stärkung von Demokratie und Zivilgesellschaft und für die Rechte von marginalisierten Gruppen ein. Sie ist in Nordbosnien in den drei Gemeinden Modriča, Šamac und Vukosavlje aktiv und erreicht dort ca. 400 von Gewalt betroffene, bedürftige Frauen, die an Trainingsprogrammen zur Vermittlung von handwerklichen und unternehmerischen Fähigkeiten teilnehmen können. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Frauen ein von der Arbeitsagentur anerkanntes Zertifikat. Eine landwirtschaftliche Kooperative (EKO-Future) wurde 2014 gegründet, um Arbeitsplätze zu schaffen und um die Vermarktung in der Region erzeugter landwirtschaftlicher Produkte zu verbessern. Zwei Jahre später wurde das „Resource Center for Local Development“ gegründet, in dem die Trainings und weitere Unterstützungsangebote stattfinden. Hier laufen die strategischen Maßnahmen zur Bündelung von lokalen Ressourcen und Maßnahmen zusammen.
Nachhaltigkeit durch enge Zusammenarbeit auf lokaler Ebene
Ziel des Projekts ist, das Resource Center for Local Development nachhaltig aufzustellen. Dazu wird in Kooperation mit den lokalen Behörden, Unternehmen und politischen Gremien eine Beschäftigungsstrategie für schwer vermittelbare Personen entwickelt, die den Gemeinderäten zum Beschluss vorgelegt wird. Dazu gehören auch die notwendigen Maßnahmen zur Umsetzung und die Definition der Aufgaben der beteiligten Gruppen.
Gleichzeitig soll die Kooperative EKO-Future als Unterstützung und Service-Struktur für eigenständige Produzentinnen professionalisiert werden, indem Sortiment und Verarbeitungsqualität optimiert und nationale und internationale Vertriebswege verbessert werden.
Der modellhafte Charakter dieses Projekts wird gezielt durch Radio- und Fernsehauftritte, soziale Netzwerke und Messeteilnahmen begleitet, um breite Sichtbarkeit zu erzeugen.
Warum fördert die LL-Stiftung das Projekt BUDUCNOST?
Das Projekt MEDICA Zenica unterstützt die Louis Leitz Stiftung seit 2002, um Frauen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, psycho-soziale Unterstützung und Einkommensmöglichkeiten zu eröffnen. Wir schätzen und würdigen, welch großen Einfluss MEDICA zur Konfliktbewältigung, Aussöhnung der Ethnien und für Bewusstseinswandel in Bosnien-Herzegowina genommen hat. Mit unserem langjährigen Partner medica mondiale fördern wir jetzt die Umsetzung eines zweiten Bosnien-Projekts im Norden des Landes, da die Lebensumstände in Bosnien – besonders für Frauen – auch 25 Jahre nach Ende des Bosnienkrieges durch sexualisierte Gewalt, wirtschaftliche Not und mangelnde berufliche Perspektiven geprägt sind.
Ute Leitz und Margit Leitz
Projektpatin und Co-Patin BUDUCNOST
Weitere Informationen unter www.buducnost-md.org und www.medicamondiale.org